, 6 min read
Taylorformel für Vektorfunktionen
Original post is here eklausmeier.goip.de/blog/2024/02-08-taylorformel-fuer-vektorfunktionen.
Aus dem Eindimensionalen sind das Lagrangesche und Schlömilchsche Restglied bekannt. Lagrange, Joseph Louis (1736--1813), Schlömilch, Otto (1823--1901).
Diese Darstellungen für $f$ lassen sich für vektorwertige Funktionen entsprechend verallgemeinern. Wie im Eindimensionalen liegt auch hier wieder das Schwergewicht auf der Gewinnung von Restgliedformeln, oder mit den Worten von Mangoldt und Knopp: (Mangoldt, Hans Carl Friedrich von (1854--1925, Knopp, Konrad Hermann Theodor (1882--1957))
Ausdrücklich sei noch einmal betont, daß der wesentliche Inhalt des Taylorschen Satzes nicht darin besteht, daß ein Ansatz der Form
überhaupt gemacht werden kann. Das ist vielmehr unter der alleinigen Voraussetzung, daß $f^{(n)}(x_0)$ existiert, für jedes seinem Betrage nach hinreichend kleines $h$ unter allen Umständen möglich. $\ldots$ $R_n$ ist lediglich eine abkürzende Bezeichnung für die Differenz der linken Seite und der Summe dieser $(n+1)$ ersten Summanden der rechten Seite. Das Schwergewicht des Problems und damit der allein wesentliche Inhalt des Taylorschen Satzes liegt ausschließlich in den Aussagen, die über dieses Restglied gemacht werden können.
1. Defintion: (Multiindizes) Für $\alpha=(\alpha_1,\ldots,\alpha_n)\in\mathbb{N}^n$ sei die Ordnung eines Multiindex und die Multifakultät definiert zu
Ist $f$ eine $\left|\alpha\right|$-mal stetig differenzierbare Funktion, so sei die ^{Multiableitung} gesetzt zu
insbesondere $D_i^{\alpha_i}=D_i\ldots D_i$ ($i$ mal). Die ^{Multipotenz} für einen Vektor $x$ ist
Nach dem Satz von H.A. Schwarz, Schwarz, Hermann Armandus (1843--1921), ist die Reihenfolge des Differenzierens nach verschiedenen Variablen unerheblich, bei genügend glatter Funktion $f$.
2. Lemma: Es gilt
Beweis: Durch Induktion nach $n$, wenn man die Binomische Formel voraussetzt. Man rechnet über Induktion nach $k$, wenn man dies nicht benutzen will. Für $n=1$ ist die Behauptung klar. Für den Induktionsschluß klammert man $[x_1+(x_2+\cdots+x_n)]^k$. ☐
Entsprechend gilt
also
Generalvoraussetzung: $f\colon U\subset\mathbb{R}^n\rightarrow\mathbb{R}$ sei $k$-mal stetig differenzierbar auf der offenen Menge $U$. Es sei $x\in U$ und $h\in\mathbb{R}^n$ derart, daß $x+th\in U$, $\forall t\in[0,1]$. Es sei $g\colon[0,1]\rightarrow\mathbb{R}$, mit $g(t):=f(x+th)$.
3. Hilfssatz: Die Funktion $g$ ist $k$-mal stetig differenzierbar und
Beweis: Induktion nach der Ordnung des Multiindex, also nach $k$. Für $k=1$ ist nach der Kettenregel
Induktionsschluß von $(k-1)\rightarrow k$:
Anwenden der Kettenregel und des Lemmas liefert
☐
4. Satz: Satz von Taylor, Taylor, Brook (1685--1731). Es sei $f$ jetzt sogar $(k+1)$-mal stetig differenzierbar. Dann existiert ein $\theta\in[0,1]$, so daß
Beweis: $g$ ist wie $f$ mindestens $(k+1)$-mal stetig differenzierbar. Nach der Taylorformel für eine Veränderliche existiert ein $\theta\in[0,1]$, so daß
Einsetzen der im Hilfssatz ermittelten Formeln liefert unmittelbar das Ergebnis. ☐
5. Corollar: Es sei $f$ mindestens $k$-mal stetig differenzierbar und es sei $h$ hinreichend klein. Dann gilt
dabei steht $o(\left|h\right|^k)$ als Abkürzung für eine Funktion $\varphi$ mit $\varphi(0)=0$ und
Beweis: Nach dem vorhergehenden Satz gibt es ein von $h$ abhängiges $\theta\in[0,1]$, mit
wobei
Wegen der vorausgesetzten Stetigkeit von $D^\alpha f$ verschwindet $r_\alpha(\cdot)$ bei 0, also $\displaystyle\lim_{h\to0} r_\alpha(h)=0$. Setzt man
so folgt $\displaystyle\lim_{h\to0} {\varphi(h) / \left|h\right|^k} = 0$, d.h. $\varphi(h)=o(\left|h\right|^k)$, denn
☐
Der Satz von Taylor im $\mathbb{R}^m$ entsteht durch komponentenweise Anwendung der vorherigen Resultate. Man benötigt allerdings $m$ möglicherweise verschiedene Zwischenstellen.
6. Beispiel: Es sei $f\colon\mathbb{R}\rightarrow\mathbb{R}^3$ mit $f(t):=(\sin t,{\mskip 3mu}\cos t,{\mskip 3mu}t)$. Dann ist $f'(t)=(\cos t,{\mskip 3mu}-\sin t,{\mskip 3mu}1)$ und wenn man nur eine einzige Zwischenstelle zulässt erhält man den Widerspruch
Aus $\cos\xi=0=\sin\xi$ folgt $\cos^2\xi+\sin^2\xi=0$.
Literatur: Otto Forster (*1937): Analysis 2.